
Gedanken zur Jahreslosung 2023
Du bist ein Gott, der mich sieht.
Mose, Kapitel 16, Vers 13
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde unserer Arbeit!
In meiner Gemeinde singe ich in einem kleinen Chor mit und freue mich über die neuen Lieder, die ich dort kennenlernen darf. Ein Lied, dass mich in diesem Jahr besonders bewegt hat, ist dem Bibelvers nachgedichtet, der in 2023 uns in unseren Kirchen als Jahreslosung begleiten wird. Dort heißt es im Refrain:
Du bist ein Gott, der mich anschaut.
Du bist die Liebe, die Würde gibt.
Du bist ein Gott, der mich achtet.
Du bist die Mutter, die liebt,
Du bist die Mutter, die liebt.
(T Susanne Brandt; M Miriam Buthmann 2016 – Freitöne Nr1))
Zweimal haben wir dieses Lied in diesem Jahr im Gottesdienst gesungen, einmal zur Konfirmation und dann zum Einschulungsgottesdienst. Beides Ereignisse, die einen besonderen Übergang im Leben markieren, an dem sich Menschen – seien es hier die Konfirmanden, die Schulanfänger oder deren Eltern – fragen, wie es wohl weitergeht im eigenen Leben oder im Leben wichtiger Mitmenschen.
Im Untertitel heißt dieses Lied „Hagars Lied“, weil die ersten Worte auf einen Ausspruch von Hager, einer Magd Abrahams, zurückgehen. Hagar war von ihrer Herrin, der Frau Abrahams, in der Wüste verstoßen worden und macht dort die Erfahrung, von einem Engel Gottes aufgerichtet und neu ins Leben gesendet zu werden (ganze Geschichte nachzulesen im 1. Buch Mose, Kapitel 16).
Und unsere Jahreslosung und noch viel mehr Hagars Lied drücken damit aus, wie Gott uns sieht bzw. was sein Ansehen von uns aus uns macht.
Würde und Achtung entstehen nicht von selbst im Leben eines Menschen. Sie entstehen im Angesehen werden und führen damit zu Ansehen oder eben Würde und Achtung.
Die Bibel zeigt uns in der Erfahrung der Hagar, dass wir Würde haben und Achtung verdienen. Und diese Würde ist unantastbar (Art 1 GG) – das haben uns die Mütter und Väter unseres Grundgesetzes sozusagen in das Stammbuch der Bundesrepublik Deutschland geschrieben.
Übrigens: Wenn Sie einem anderen Menschen in die Augen schauen, dann drücken Sie ihm gegenüber diese Achtung aus, besonders deutlich wird dies in der Arbeit mit Autisten, wo es vielfach der Blickkontakt ist, der erst das bauen von Beziehung möglich macht.
Für das neue Jahr wünsche ich Ihnen, dass Sie auch selber die Erfahrung machen können, angesehen zu sein und genau so auch anderen Menschen diese Erfahrung schenken können.
Ihnen allen ein gesegnetes Jahr 2023!
Ihr Pastor Torsten Ernst