Gemeinsam Segel setzen
„Wir sitzen alle in einem Boot und müssen gemeinsam die Segel setzen“, wie oft hat man diesen Satz schon gehört. Und ja, wenn die Balance stimmt, gibt es doch nichts Besseres, als mit einer Gruppe in Eintracht in einem Boot zu sitzen. Egal aus welchem Personenkreis diese Gruppe besteht, ob es Familie ist, ob es Freunde sind oder auch Kollegen. Stimmt die Balance und die Wogen sind glatt, fühlt man sich mit den anderen sehr gut in einem Boot aufgehoben. Man unterstützt sich gegenseitig, hilft sich und kann auch mal zurückstecken.
Doch was passiert, wenn plötzlich der Gegenwind kommt, wenn die Wellen über das Boot schwappen und der Wind stärker bläst. Dann stellt sich die Frage, wen schickt man vor, die Segel zu hissen oder wem geht es nicht gut, dass Unterstützung gefragt ist oder gar, wenn einer das Ruder falsch hält. Im übertragenen Sinne kann man auch sagen, wenn der Druck zu groß wird, es zu Unstimmigkeiten, gar zu Ungerechtigkeiten kommt, dann kippt die Balance und es fühlt sich gar nicht mehr gut an.
Wie oft erleben wir diese Situation auch in unserem Arbeitsalltag. Egal, ob es der Druck von außen, die Überforderung im Job, die Arbeitszeiten, Ungerechtigkeiten oder unkollegiales Verhalten in der Dienststelle sind. Bei all diesen negativen Einflüssen fragt man sich doch oft nach der Sinnhaftigkeit, dass alle in einem Boot sitzen. Wäre ein kleines eigenes Segelboot nicht doch der bessere Weg? Der eigene Kapitän sein, die eigenen Stärken ausleben, keine Rücksicht auf die Schwächen der anderen nehmen müssen?
Alle, die schon mal in einem Segelboot gesessen und erfahren haben, wie es sich anfühlt, wenn der Gegenwind kommt, die Wellen rauer werden und dem Wind getrotzt werden muss, die wissen aber auch, wie viel es wert ist, mit anderen in einem Boot zu sitzen und durch diese Situation nicht allein zu kommen. Denn spätestens, wenn die eigenen Grenzen erreicht werden, wird einem bewusst, wie wichtig es ist, wenn andere in diesem Moment stärker sind und die eigenen Schwächen dadurch ausgeglichen werden können. Dabei ist es immer wichtig, das gemeinsame Ziel nicht aus den Augen zu verlieren und auch in schwierigen Situationen respektvoll miteinander umzugehen. Persönliche Grenzen müssen respektiert werden, denn die Freiheit der anderen hört bei den eigenen Grenzen auf, aber auch die eigene Freiheit endet bei den Grenzen der anderen. Wenn dies beherzigt wird und sich jeder einzelne selbst reflektiert und im Wohl der gesamten Mannschaft denkt und handelt, gibt dieses eine gemeinschaftliche Stärke und das Boot kann dem Gegenwind trotzen.
Gerne laden wir Sie mit diesem Text zum Nachdenken ein, denn in der heutigen Zeit ist das „Wir sitzen alle in einem Boot und setzen gemeinsam die Segel“ wichtiger denn je. Die Gesellschaft spaltet sich in der politischen Sichtweise, die Intoleranz und Feindseligkeit nimmt zu, der Klimawandel ist nicht mehr von der Hand zu weisen und die Digitalisierung ist unaufhaltsam. Gerade deshalb ist es so entscheidend, dass wir alle in einem Boot sitzen, gemeinsam die Segel in die richtige Richtung setzen und somit gemeinsam stark dem Gegenwind trotzen.
Und auch unser diesjähriger Buß- und Bettag-Gottesdienst am 20.11.2024 Uhr um 16.00 Uhr handelt ebenso von diesem Thema und wir freuen uns, Sie in der Apostelkirche in Hannover begrüßen zu dürfen.
Herzliche Grüße
Melanie Neubert