Rundumblick
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So vieles geschieht um uns herum. Die Medien sind voller schlechter Nachrichten. Man hat den Eindruck, es kommt immer noch etwas hinzu. Wie geht es ihnen damit? Wie erleben sie das für sich? Vielleicht hat auch sie jemand gefragt, ob sie sich Sorgen machen?
Mir geht so eine Frage nach, in doppelter Weise. Einerseits, ob mir das Sorge bereitet, was ist und geschieht. Und andererseits, ob ich mir deswegen Sorge bereite. ‚Mache‘ ich mir Sorgen? Ganz eigentümlich lenkt die Frage meinen Blick darauf, dass ich es bin, der manches in der eigenen Hand hat, wie es mir damit geht. Dass ich es bin, der sich damit Sorgen „macht“. Ich tue das. Ich bin dem nicht nur ausgeliefert. Und je mehr ich drüber nachdenke, desto mehr merke ich, das es viel damit zu tun, was ich in den Blick nehme.
Das konnten wir Anfang September neu entdecken. Wir hatten ein Seminar mit den Kolleginnen und Kollegen der Regionalen Beratungsstellen durchgeführt. Es ging darum, Schätze zu heben, die für die psychologische Beratungsarbeit hilfreich sind.Unsere Referentin lud uns dabei zu einer sehr schlichten Übung ein. Die Übung bestand darin, sich 5 Minuten Zeit zu nehmen, sich nun ein Platz zu suchen, der einen Rundumblick ermöglicht. Und dann sich nach jeweils einer Minute um 90 Grad im Uhrzeigersinn weiter um die eigne Achse zu drehen. Dabei wahrzunehmen, was man in der jeweils neuen Himmelrichtung entdeckt.Spannend war zu sehen, was man eben nicht im eignen Blick hatte, wenn es nicht in der gewohnten Blickrichtung lag; und damit neu zu sehen, zu hören, das dort eben noch so viel mehr ist.
Bezogen auf das eigne Sorgen machen, nimmt man wahr, dass der Blick dabei nur auf das Belastende gerichtet ist. Und entdeckt wieder, dass so viele Richtungen mehr möglich sind. Man erlebt, das man selbst entscheidet, wohin man auch noch schaut. Anders gesagt: Mache ich mir Sorgen oder bekomme ich auch das, was mir guttut, was mich stärkt, was mich schützt, mir Ruhe, Kraft und Halt gibt, in den Blick?
Ich merke, wo ich nur auf Belastendes schaue, da werde ich unbeweglich und starr. Meine Kraftquellen, meine Ressourcen bekomme ich nicht in den Blick. Doch die brauche ich in diesen Zeiten ganz besonders.
Ich wünsche ihnen sehr, dass sie sich nicht Sorgen „machen“, sondern dass sie ihre Ressourcen immer wieder neu entdecken können.
Und vielleicht hilft ihnen sogar dies kleine Übung dazu, die Vielfalt zu entdecken.
Damit sie grade in diesen Zeiten einen lebendigen und stärkenden Rundumblick behalten können.
Mit herzlichen Segenswünschen
Maic Zielke
Seelsorger im Kirchlichen Dienst für Polizei und Zoll
Bild: pixabay