Seit einigen Wochen ist Pfarrer Marcus Christ Leiter des Kirchlichen Dienstes in Polizei und Zoll. Er beantwortet hier die am häufigsten gestellten Fragen:
„Seelsorge in der Polizei und dem Zoll? Wie kommt man denn da drauf?“
Ich werde öfters gefragt, warum ich als Pastor in diesem Arbeitsfeld tätig bin. Hinter der Frage steht das idealtypische Bild eines Pfarrers, der in seiner Gemeinde jeden Sonntag in seiner Kirche eine Predigt hält und für seine Gemeinde-Schäfchen sorgt.
Als Pastor im kirchlichen Dienst in Polizei und Zoll sorge ich mich auch um meine „Schäfchen“, nur dass die Gemeinde aus Menschen besteht, die in der Polizei und dem Zoll in Niedersachsen tätig sind.
Ich bin schon seit über 25 Jahren fest mit der „Blaulicht-Familie“ verbunden. Mitte der 90er Jahre habe ich eine Ausbildung für den Sanitätsdienst absolviert und war ehrenamtlich im Rettungsdienst unterwegs. Im Jahr 1999 zum Ende meines Vikariats war ich für mehrere Wochen Praktikant im 1. PK in Oldenburg im Einsatz- und Streifendienst. Dabei interessierte ich mich immer dafür, was die Einsatzkräfte in ihrem Dienst bewegt, welche Anfrage sie haben und was sie unterstützen könnte. Daher liegt mir die Seelsorge an Einsatzkräften sehr am Herzen.
„Und was machst du da so?“
Im Moment geht es erst einmal um das Kennenlernen. Das heißt, ich versuche Strukturen zu verstehen, die den Dienst in Polizei und Zoll prägen und mache Besuche.
In der nächsten Zukunft werde ich daran arbeiten, in Veranstaltungen mit den Anwärtern oder den Beamten im Dienst über ethische Fragen ins Gespräch zu kommen. Und da, wo es möglich ist, möchte ich die Beamtinnen und Beamten in ihrem Dienst begleiten.
„Was sind die großen Themen in der Polizei?“
Aus meiner Sicht sind es zwei Themen, die die Polizei gerade beschäftigen.
Einmal geht es um das Thema Gewalt. Immer wieder erleben die Kolleginnen und Kollegen auf der Straße, dass man ihnen aggressiv begegnet. Zuletzt in Oldenburg, wo zwei Polizeibeamte bei einem Einsatz angegriffen und verletzt wurden.
Die Polizisten haben meinen vollen Respekt, die bereit sind sich immer wieder in schwierige Einsatzlagen zu begeben, um dort ihren Auftrag zu erfüllen und in sehr professioneller Weise der Gewalt begegnen. Wenn Polizisten Gewalterfahrungen machen, fragen sie sich, ob ihr Beruf ihnen vielleicht zu viel abverlangt und wie die Angehörigen es schaffen, mit der Sorge vor ernsthaften Verletzungen zu leben. Hier ist Seelsorge notwendig.
Das andere große Thema ist die Kultur einer in einem Rechtsrahmen gebundenen Polizei, in der reflektierte und ethisch gebildete Polizistinnen und Polizisten ihren Dienst für die Bevölkerung leisten. Die Polizei nennt es selbst „demokratische Resilienz“. Damit ist weit mehr gemeint als nur die Widerstandskraft einer auf Beteiligung ausgerichtete Staatsform. Dieses Programm betont die im Grundgesetzt verfassten Grundrechte wie Bewahrung der Würde, Freiheits- und Gleichheitsrechte.
In dieser Polizei kann ich mit gutem Gewissen meinen Dienst tun.