„Betreten der Baustelle verboten!“
Solche Schilder sollen Menschen auf Distanz halten:
Hier bist du nicht erwünscht! Bleib weg! Auf den gelben Schildern steht meistens noch der zusätzliche Hinweis: „Eltern haften für ihre Kinder!“ Eigentlich überflüssig, weil er juristisch nicht pauschal gelten kann. Wenn ich an meine eigene Kindheit zurückdenke, erinnere ich mich an das Neubaugebiet, in dem ich groß wurde. Für uns Kinder waren Baustellen ein toller Abenteuerspielplatz, auch wenn wir wussten, dass wir dort eigentlich nicht sein durften.
Es gab viel zu entdecken: Rohbauten, die sich zum Versteckspielen anboten; viele Baumaterialien, mit denen man kreativ werden konnte. Dann waren da noch Gerüste und Baugruben.
Auch heute noch finde ich Baustellen interessant. Auf Brachflächen entstehen große Gebäude. Bei Erneuerungsarbeiten von bereits bestehenden Bauwerken werden vertraute Dinge wie Häuser, Straßen und Brücken auf so wundersame Weise verändert. Aus gestapelten und palettierten Baumaterialien und jede Menge Fachkenntnis entstehen komplexe Bauten. Ich finde es faszinierend, dass aus dem scheinbaren Chaos das Geordnete entwächst.
Aber noch etwas ist wichtig. Das haben Menschen schon vor gut 2500 Jahren aufgeschrieben:
„Der HERR selbst muss das Haus bauen, sonst arbeiten die Bauleute vergeblich.“ So steht es im Psalm 127.
Nur dass mit dem „Haus“ nicht zwangsläufig Gebäude aus Holz, Ziegel und Beton gemeint sein müssen, sondern eher unsere zahlreichen „Lebens-Baustellen“. „Betreten der Baustelle verboten!“ hört sich daher bei Gott anders an. Da wo gebaut wird, gibt es jede Menge zu tun. Wir haben den Bauauftrag, unsere Welt zu gestalten. Die einzelnen Bausteine sind die Menschen, mit denen wir zu tun haben. Diese lebendigen Steine haben alle eine unterschiedliche Größe und Beschaffenheit. Teilweise haben sie Risse, eine glatte oder ganz raue Oberfläche. Sie sollen zusammengefügt werden, so dass ein tragfähiges Gebäude entsteht. Ich muss zugeben, dass nicht jedes davon immer gleich ein strahlender Prachtbau ist, sondern auch mal ein ganz bescheidenes Häuschen – mit einem feuchten Keller. Denn auch die Erfahrung von Bemühungen ohne Erfolg gehört zu unserem Leben dazu. Vielleicht ist es Trost, dass nicht nur das zählt, was unmittelbar vor Augen ist. Aber ich habe Freude daran, etwas entstehen zu lassen; etwas zu gestalten. Das schaffe ich aber nicht komplett allein. Ich brauche dazu meine Mitmenschen und Gottes liebenden Zuspruch. Seine Einladung heißt: „Betreten der Baustelle ausdrücklich erwünscht!“
Herzlichst,
Ihr Marcus Christ