Impuls September 2025

01. September 2025

Gefahrengemeinschaft

Der Jakobsweg führte uns in diesem Jahr über das spanische Santiago de Compostela hinaus. Denn der Jakobsweg endet ja eigentlich am Atlantik. Muxia ist einer jener Orte, an dem der Wegweiser mit der Angabe 0,00 km steht.

Vor einem liegt dort das oft tosende Meer. Riesige Basaltfelsen säumen die Küste, an denen sich die Wellen brechen. Fischer sind hier schon seit Jahrhunderten in die fischreiche See hinausgefahren. Zum Broterwerb und um ihre Familien zu ernähren.

Die kleine Kirche hier am Ufer in Muxía erzählt manches von der oft gefährlichen Fahrt auf dem Meer. Und davon, dass es auch lebensgefährlich sein kann.

Besonders beeindruckt hat mich ein Bild in der Kirche. Es zeigt einen Fischer und die aufgewühlte See; sein Boot, das in den Fluten vor der Küste zerbricht und untergeht. Am Ufer stehen wohl seine Frau und das gemeinsame Kind. Während die Mutter ihren Arm um das Kind legt und dieses sich anlehnt, blicken beide hinaus auf das Meer. Man sieht ihre Gesichter nicht. Doch man sieht, was sie sehen. Auf dem Wasser, ist, engelgleich, eine Frauengestalt zu sehen. Auf sie schwimmt der Fischer zu und sie streckt ihm die Hand entgegen.

Selbst in dieser Situation ist er nicht allein. „Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal – du bist bei mir“, geht mir der 23. Psalm durch den Sinn. Der Fischer darf dies erfahren. Und Frau und Kind dürfen es erleben. In der harten Realität der Menschen in dieser Gegend zu jener Zeit ist das kein billiger Trost. Sondern das Erleben von Gottes Gefahrengemeinschaft mit uns Menschen.

Sie ist anders als wir es uns oft wünschen: Dass Gott doch alles Übel, alles Lebensbedrohliche abwenden möge. Doch so ist es in dieser Welt nicht. Aber Gott ist an unserer Seite. Gerade wenn es ernst wird.

Davon erzählen die Menschen in diese Kirche am Atlantik. Und wenn man dort steht, klingt ihr Gesang aus der Kirche über das Meer.

Maic Zielke

Polizeiseelsorge

Pfarrer Maic Zielke