Haken setzen
Ein Clubfreund lud neulich den ganzen Kreis zu sich nach Hause ein – so, wie wir es regelmäßig reihum tun. Er kündigte an, etwas über die Dinge erzählen zu wollen, mit denen er sich gerade beschäftige. Ich erwartete einen Vortrag über seine geschäftlichen Tätigkeiten, über die wirtschaftliche Situation seines Unternehmens, na, das Übliche halt. Doch was dann kam, war etwas anderes. Er erzählte von dem, was er gelesen und was ihn begeistert hatte. Er stellte eine Fortbildung vor, die er absolviert und mit der er sein Steckenpferd auf eine höhere Ebene heben will. Er erzählte von Vorträgen, die ihn weitergebracht hatten und von einem Lebenstraum, den er gerade zu konkretisieren versuche. Es gab unzählige Stichworte, an denen ich hätte anknüpfen können. Das Buch, von dem er berichtete, hatte ich zweimal gelesen – im Abstand von zehn Jahren und mit einem jeweils ganz unterschiedlichen Zugang. Den erwähnten Vortrag schaute ich mir am nächsten Tag im Internet an, da er mein Steckenpferd betraf und zugleich Kritik hervorrief. Über seine Fortbildung hätte ich gerne diskutiert, da auch ich gerne eine solche absolvieren würde. Und ich stellte mir selbst die Frage nach meinem persönlichen Lebenstraum.
Der Autor Christian Busch nennt solche Vorgänge in seinem Buch „Erfolgsfaktor Zufall“ das „Setzen von Haken“. Wenn er eine Sitzung eröffnet, dann bittet er die Anwesenden nicht um eine Vorstellung nach dem Muster „Ich heiße A und bin X Jahre alt und arbeite als C in der Firma D“. Er lässt sie stattdessen erzählen, was sie gerade begeistert, was sie lesen, welche Steckenpferde sie haben oder auch, was im Moment vielleicht nicht so rund läuft. Auf diese Weise tun sich völlig neue Kontakt- und Lernfelder auf, werden unerwartete Ideen und Beziehungen verknüpft. Wer auf dem Sofa sitzt, wird nie einen Schatz finden. Wer jedoch rausgeht, Ungewohntes tut, Steine umdreht, Menschen anspricht, Fragen stellt und nach neuen Erfahrungen sucht, dem können sich unerwartete Schätze zeigen, bilden, auftun.
Wir laden Sie ein, in unseren Seminaren oder in den Begegnungen mit uns „Haken zu setzen“, Neues zu denken und zu formulieren, Ungewohntes zu erwarten oder zu teilen, Anregungen zu geben oder zu bekommen. Das wird sich nicht allein am jeweils offiziellen Thema entscheiden, sondern besonders auch an dem Austausch untereinander „über Gott und die Welt“ und Erlebtes und Bücher und Träume und vieles mehr.
Wir freuen uns auf die Begegnung mit Ihnen und alle Bereicherung, die wir einander schenken können.
Herzliche Segensgrüße
Axel Kullik
Seelsorger für Polizei und Zoll in der PD Oldenburg und im Bereich Ostfriesland
